Anderswo ist noch keine Flocke vom Himmel gefallen oder der letzte Schnee ist längst geschmolzen. Nicht so in Obertauern, dem schneereichsten Wintersportort Österreichs.
Kein Wunder also, dass die legendären Beatles im März 1965 Obertauern als Drehort für ihren Film HELP! auswählten. Rund 60 Jahre ist es her, seit die größte Popband aller Zeiten zum Filmdreh in Salzburgs höchstgelegenes Skigebiet kam und hier mit ihrem ersten und einzigen Konzert in Österreich die Nacht zum Tage machte.
Seit den 60er-Jahren hat sich zwar viel verändert in Obertauern – die Schneeschüssel Österreichs gilt aber seit jeher als Hotspot für Alpinisten und Wintersportfreaks. Zwischen 1.630 m und 2.313 m über dem Meeresspiegel regiert der Winter von November bis Mai. Jede Unterkunft bietet einen direkten Einstieg in 100 Kilometer bestens präparierte Pistenkilometer. Vom Frühstückstisch kann man direkt auf die Piste einschwenken und die Skischuhe bis abends anbehalten. Ganz oben braucht man eben keine Skibusse.
Die Beatles trafen, von Salzburg kommend, am 14. März 1965 in Obertauern ein. Sie wurden von der Bevölkerung am Flughafen mit Spruchbändern „Beatles go home“ nicht gerade freundlich empfangen. Schnell wurde jedoch klar, dass die Beatles eine große Bereicherung für die Region Obertauern waren.
Noch heute zieht es Besucher aus aller Welt auf die Pisten und Wege, die die Beatles begangen und befahren haben. Auch das Hotel, in dem die vier Sänger untergebracht waren, erfreut sich großer Beliebtheit. Überall in Obertauern kann man den Spuren der Beatles folgen.
In liebevoll eingerichteten Unterkünften, im Souvenirshop oder auf den Pisten selbst. Auf letzteren wurden die Beatles allerdings oft von vier Einheimischen dargestellt, denn so ganz sicher waren die vier Stars nicht auf den Skibrettern.
1965 suchte Brian Epstein aus Großbritannien ein Skigebiet, das bis in den April hinein schneesicher war. Auf Obertauern fiel schließlich die Wahl: der Ort war abgeschieden, damals noch unbekannt und somit von Gästen am Zaun oder Gaffern verschont. Die Dreharbeiten machten das verschlafene Bergdorf quasi über Nacht bekannt. Am 14. März um 9:00 Uhr fiel die erste Klappe für das Ski-Abenteuer unter der Leitung des Regisseurs Richard Lester.
Ein letztes Problem musste allerdings noch bewältigt werden: Keiner der Beatles hatte Erfahrung auf Skiern. Es brauchte also Doubles, die die weißen Pisten für die Popband bestreiten konnten. Andreas Krallinger, der damals die Skischule Krallinger leitete, wurde um Hilfe gebeten. Er selbst schnallte sich als Double für den Bösewicht des Films, dargestellt von Leo McKern, auf die Bretter.
Für die vier Beatles fand Krallinger ebenfalls passende Double:
Krings und Lürzer sind beide gebürtige Obertauerer, während Franz Bogensberger aus Mariapfarr und Hans Pertscherer aus dem steirischen Rottenmann stammte.
Alle vier durften für die Beatles Sprünge und Abfahrten darstellen und obendrauf auch noch als Skilehrer agieren. Als Entlohnung gab es ein Honorar von tausend Schilling, damals eine beachtliche Summe, die Herbert Lürzer heute noch gern hervorhebt.
1.000 Schilling im Jahr 1965 entsprechen heutzutage etwa einer Kaufkraft von 485 Euro.
Das erste und einzige Konzert der Beatles in Österreich fand in Obertauern statt. Das Event am 18. März 1965 wurde zwar nicht aufgezeichnet, blieb den Obertauern aber lebendig im Gedächtnis: Zum Geburtstag eines Regieassistenten spielten die Beatles zwei Stunden, in denen zahlreiche Gäste herbeiströmten. Hotelgäste beschwerten sich, doch die allgemeine Stimmung konnte nicht gedämpft werden.
Ein weiteres Highlight, zu dem es keine Aufzeichnung gibt: Weltweit erstmals erklang im Skigebiet Obertauern „Yesterday“ von Schallplatte – an der Rezeption des Hotels Edelweiss.
Nach nur sieben Tagen fanden die Dreharbeiten am Film Help in Obertauern ein Ende. Die Beatles packten ihre Koffer und fuhren am 21. März 1965 nach Salzburg. Dort blieben die Popstars noch eine Nacht, bevor es endgültig zurück nach London ging. Zwar kehrten die Beatles selbst nicht noch einmal nach Obertauern zurück. Allerdings hinterließen sie einen bleibenden Eindruck bei den Bewohnern, die die Band teilweise noch nicht einmal gekannt hatten bis dahin.
In dem Film Help, dem zweiten Spielfilm der Beatles, geht es um einen Ring, den Ringo von einer Frau geschenkt bekommt. Der Ring entpuppt sich als Opferring einer Sekte. Als diese erfährt, dass Ringo den Ring hat, werden er und seine Kollegen verfolgt und gejagt. Auf der Flucht durchkreuzen die Beatles die österreichischen Alpen, die Bahamas und Großbritannien.
Vor 10 Jahren, im März 2015 wurde dem Besuch der Beatles zum fünfzigjährigen Jubiläum eine ganze Woche gewidmet. Hier wurde mit verschiedenen Veranstaltungen und einer Band gefeiert, die Beatles Lieder coverte. 2025 ist es bereits 60 Jahre her, dass die Popband ihre Fußabdrücke in dem damals noch verschlafenen Skiort hinterließ.
Beatles-Fans können sich heute vor dem Beatles-Denkmal fotografieren oder ein Selfie am Beatles-Klavier aufnehmen. Beide Denkmäler wurden im Rahmen des 50-Jährigen Jubiläums in Kirchbühelift aufgestellt.
Für den Film wurde tatsächlich ein Klavier in den Schnee gestellt. Das Denkmal ist jedoch nur eine Nachstellung, die unter anderem mit dem Wort “Help” dekoriert wurde.
Herbert Lürzer und Gerhard Krings sind die letzten Beatles-Double in Obertauern. Die schönen Erinnerungen an die Zeit mit den Beatles begleiten sie seit Jahrzehnten durch ihr Leben im Salzburger Wintersportort. Herbert Lürzer berichtet außerdem, dass ihm drei Fakten bis heute leid tun:
Davon abgesehen erinnern sich die Menschen im Skigebiet Obertauern gern an den Besuch der Beatles vor 60 Jahren. Wer also genau wie die Beatles Musik mit schneereichen Pisten verbinden möchte, ist in Obertauern genau richtig.