Der Wintersportort Oberstdorf und das Kleinwalsertal haben diesen Winter weniger Bahnverbindungen. Urlauber, die mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln in die Region reisen, müssen mehr Zeit für die Anreise einplanen: Die Fernverkehrsverbindungen nach Oberstdorf sind vorläufig gestrichen.
Hintergrund ist ein massiver Kabelschaden im Stellwerk. Zunächst hieß es aus Bahnkreisen, es sei ein kompletter Neubau eines elektronischen Stellwerks nötig, der mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde. Nach massiver Kritik an den langfristigen Einschränkungen des Bahnverkehrs und mehreren Untersuchungen stellte die Deutsche Bahn nun aber fest, dass der zwar ein neues Stellwerk gebau werden muss, der massive Kabelschaden aber reparabel sei. Die Reparaturarbeiten haben bereits begonnen. Die DB rechnet damit, sie in den ersten Wochen des kommenden Jahres abzuschließen. Spätestens Anfang März soll wieder ein deutlich größeres Fahrplanangebot in Oberstdorf zur Verfügung stehen. Das neue Stellwerk soll bis 2027 fertiggestellt sein.
Aktuell steht für den Zugverkehr nur noch ein Gleis im Bahnhof zur Verfügung. Deswegen können nicht mehr alle Züge in den Bahnhof Oberstdorf ein- und ausfahren. Die Direktverbindungen des Fernverkehrs nach Oberstdorf (je eine Hin- und Rückfahrt von/nach Hamburg bzw. Dortmund) müssen aufgrund der eingeschränkten Kapazitäten bis auf Weiteres komplett entfallen. Für Fernverkehrsfahrgäste besteht nun noch die Möglichkeit mit Umstiegen an den Fernverkehrsbahnhöfen wie München, Augsburg oder Ulm in den Nahverkehr.
Wirtschaftsvertreter aus der Region nannten die aktuelle Lage ein Desaster. Der Tourismus ist stark von den Bahnverbindungen nach Oberstdorf abhängig. Viele Besucher kommen mit dem Zug nach Oberstdorf und in die benachbarten Orte im Allgäu sowie ins österreichische Kleinwalsertal.
Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur Deutsche Bahn AG: „Wir bedauern sehr, dass der Kabelschaden im Stellwerk Oberstdorf aktuell zu Einschränkungen im Fahrplan von und nach Oberstdorf führt. Der Bau eines neuen elektronischen Stellwerks dauert durchschnittlich drei Jahre. Wir haben alles dafür getan, um hier eine andere Lösung zu finden – mit Erfolg: Oberstdorf wird in rund vier Monaten wieder deutlich besser an das Fern- und Nahverkehrsnetz angeschlossen sein. Jetzt suchen wir weitere Beschleunigungsmöglichkeiten, um die Arbeiten eventuell noch schneller abschließen zu können.“
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter: „Das Worst-Case-Szenario ist abgewendet. Das ist eine sehr gute Nachricht für Oberstdorf und das ganze südliche Allgäu. Meine Gespräche mit der Bahn und der Druck aus der Region haben Wirkung gezeigt. Es wäre undenkbar gewesen, Oberstdorf über Jahre vom Fernverkehr abzuschneiden. Jetzt kommt es darauf an, dass die Bahn die Reparatur möglichst schnell umsetzen kann und das Stellwerk danach auch zuverlässig funktioniert, bis das ankündigte neue elektronische Stellwerk in Oberstdorf gebaut wird.“