Abenteuer, Spannung, Leidenschaft. Das ist die Gebirgsjägertour (italienisch: Giro della Grande Guerra; frei übersetzt: Tour des großen Krieges) im nordöstlichen Teil der Dolomiten. Über diese berühmte Ski-Runde im einzigartigen Pistenskigebiet „Dolomiti Superski“ wird viel erzählt, denn sie liefert nicht nur dem leidenschaftlichen Skifahrer, sondern auch den Naturliebhabern und den kriegsgeschichtlich interessierten Menschen, die dort mit Ski unterwegs sind, außergewöhnliche Erlebnisse.
Die Gebirgsjägertour ist eine Kombination aus fantastischen Pisten, atemberaubender Bergwelt und historisch bedeutenden Schlachtfeldern. Letztere, insbesondere Civetta (3220m), Monte Pelmo (3168m), Tofana (3244m), Lagazuoi (2835m), Conturines (3064m), Settsass (2571m), Sassongher (2665m), Piz Boe (3152m), Marmolada (3342m) und der Col di Lana (2462m) waren im Ersten Weltkrieg Teil der Dolomitenfront, an der sich österreichische Kaiserjäger, das deutsche Alpenkorps und die italienischen Alpenschützen erbitterte Kämpfe lieferten.
Die Gebirgsjägertour kann im und gegen den Uhrzeigersinn befahren werden. Die beiden großen Runden sind mit Hinweistafeln gut markiert („Grande Guerra“, „Gebirgsjägertour“) und können von überall aus begonnen werden. Beide Möglichkeiten sind fantastisch und haben ihre eigenen Schönheiten. Der größte Unterschied befindet sich im Geländeabschnitt zwischen dem Falzarego Pass (2105m) und dem nordwestlich davon gelegenen Armentarola (1615m; kleiner Ortsteil von Sankt Kassian). Während man im Uhrzeigersinn von Armentarola mit dem Taxi über das Valparolajoch (2168m) zum Falzarego Pass fahren muss, um dort (wieder) zu den Skipisten zu gelangen, steigt man bei der Runde gegen den Uhrzeigersinn am Falzarego Pass in die Lagazuoi-Seilbahn ein und kann von der atemberaubend gelegenen Bergstation (2742m) mit Ski über die märchenhafte Armentarola-Piste fast 8 km Richtung Armentarola hinunterfahren! Gegen Ende der Abfahrt, im Bereich der Capanna Alpina (ca. 1700m), besteht zudem die Möglichkeit, sich auf den letzten eineinhalb flachen Kilometern bis zum Lift in Armentarola von einem Pferdegespann mit Seilen ziehen zu lassen. Das Gesamterlebnis in diesem Abschnitt ist exzellent!
Weitere Unterschiede gibt es im hochalpinen Gelände zwischen Malga Ciapela (Talstation der Marmolada-Seilbahn) und Arabba: Wer gegen den Uhrzeigersinn fährt, hat vom Padon Pass (2370m) bis nach Malga Ciapela (1450m) eine beeindruckende, lange Abfahrt, während man in der Gegenrichtung mit dem Sessellift zum Padon Pass fährt, dafür aber später eine der großartigen (schwarzen) Abfahrten nach Arabba auswählen kann.
Die Gebirgsjägertour ist sehr lang und erfordert gutes Zeitmanagement. Man sollte starten, wenn die Lifte öffnen, um die Runde an einem Tag zu schaffen (alternativ könnte die Tour mit Übernachtung geplant werden). Gute Skifahrer werden sich vielleicht die Frage stellen, ob die Marmolada in die große Reise integriert werden kann. Ja, das kann man machen, aber es sind neben dem Wetter ein paar Details zu berücksichtigen: Es kann bei der Fahrt gegen den Uhrzeigersinn nach der Auffahrt von Arabba, beim Verbindungssessellift „Sass de la Vegla“ (2140m), zu längeren Wartezeiten kommen, auch wenn man auf dem Weg bis dorthin mit allen Aufstiegsanlagen schnell vorangekommen ist. Der Sessellift „Sass de la Vegla“ ist ein „Nadelöhr“ auf dem Weg über den Padon Pass nach Malga Ciapela. Wer dort wenig Zeit verliert, ist dann auch schnell am Padon Pass, von wo es mit Prachtblick zur Marmolada in einer langen Abfahrt zur Talstation der Marmolada-Seilbahn (Malga Ciapela) hinunter geht. Spätestens dort muss man überlegen, ob sich die Marmolada-Runde noch ausgeht oder ob man gleich den Skibus nach Alleghe (Skigebiet Civetta) nehmen soll. Wenn viele Skifahrer auf die Marmolada wollen, kann man zwar bedenken, dass die gewaltigen, schnellen Gondeln über enorme Kapazitäten verfügen, doch für die gesamte Auffahrt bis zur Punta Rocca (3265 m), dem Marmolada-Nebengipfel, muss man ab Betreten der Gondel etwa eine Viertelstunde rechnen; und selbst für eine schnelle Abfahrt über die 12 km (1850 Höhenmeter) von der Punta Rocca bis nach Malga Ciapela kommen noch weitere 20 bis 30 Minuten dazu.
Zeitmanagement ist deshalb wichtig, weil man bei der Gebirgsjägertour auch zwei Skibusse benötigt; die Busstrecken zwischen Malga Ciapela und Allegehe bzw. zwischen Pescul (Skigebiet Civetta) und Fedare (Skigebiet 5Torri/Punta Gallina) werden aber nicht durchgehend befahren (Alternative: Taxi). Man sollte sich vor Tourstart unbedingt über die Abfahrtszeiten der Busse informieren (Busplan). Wer von Malga Ciapela nach Alleghe fahren will, muss berücksichtigen, dass in Malga Ciapela zwischen 12.07 Uhr und 13.52 Uhr kein Bus losfährt (Mittagspause); eine Abfahrt von Malga Ciapela nach Alleghe (erst) um 13.52 Uhr lässt vielleicht nicht mehr genug Zeitreserve, um rechtzeitig vor Betriebsschluss der Liftanlagen im Ziel anzukommen! Alternativ kann man mit dem Taxi von Malga Ciapela nach Alleghe fahren; Taxis warten direkt bei der Talstation am Ende der Piste und kosten ca. EUR 50 (1 – 5 Personen). Der Preis für beide Busfahrkarten zusammen (Malga Ciapela – Alleghe und Pescul – Fedare) beträgt pro Person EUR 10. Der Skipass berechtigt nicht zur kostenlosen Beförderung.
Ein Beispiel: Diejenigen, die die Gebirgsjägertour gegen den Uhrzeigersinn in Sankt Kassian, La Villa oder Corvara um 8.30 Uhr beginnen, sollten idealerweise spätestens um 12.07 Uhr mit dem Bus von Malga Ciapela nach Alleghe fahren; der Bus fährt etwa 20 - 25 Minuten, wobei sich Verzögerungen ergeben können, wenn viele Skifahrer ihre Fahrkarten erst im Bus kaufen. Wer dann im Skigebiet Civetta den Bus von Pescul nach Fedare um spätestens 14.15 Uhr erwischt, kann davon ausgehen, noch stressfrei vor Liftschluss wieder beim Ausgangspunkt in Sankt Kassian, La Villa oder Corvara zu sein.
Wer gegen den Uhrzeigersinn fährt und dabei auch die Abfahrt von der Marmolada machen will, könnte Arabba als Tourstart wählen. Das hat den Vorteil, dass man bei einem Start um 8.30 Uhr als einer der ersten Skifahrer beim Verbindungslift „Sass de la Vegla“ ankommt und dort sicher nicht warten muss und auch von der Talstation der Marmolada-Seilbahn rasch auf die Marmolada gelangt. Zudem erwischt man nach der langen Abfahrt von der Marmolada bestimmt einen der Busse, die vor 12.07 Uhr von Malga Ciapela nach Alleghe fahren; dies hat auch zur Folge, dass man Pescul mit einem Bus vor der Mittagspause verlassen kann.
Wer in Sankt Kassian, La Villa oder Corvara startet, könnte als Alternative zur Marmolada-Runde einen Abstecher zum Vallon (2550m) überlegen, weil Aussicht und Szenerie bei diesem Felskessel großartig sind, und zusätzlich - auf dem Weg von Arabba zum Padon Pass - noch eine Schleife über die aussichtsreiche Porta Vescovo (2478m) legen.
Nur für gute Skifahrer: Bei optimalen Bedingungen kann man sogar bei Start in Pedratsches samt Porta Vescovo und Marmolada (!) noch den Bus um 12.07 Uhr in Malga Ciapela erwischen und selbst bei einer Abfahrt in Pescul um 14.15 Uhr noch rechtzeitig zurück bis nach Pedratsches (!) gelangen, siehe:
Es kann sein, dass man ungeplant Stress hat, um den Bus in Malga Ciapela zu erwischen, und dann ist dieser Hinweis hilfreich: Die Haltestelle für die Busfahrt von Malga Ciapela nach Alleghe befindet sich nicht direkt bei der Talstation der Marmolada Seilbahn (dort warten Taxis). Zur Haltestelle muss man von der Talstation ein paar Meter halblinks am Asphalt bergab gehen und bei der ersten Möglichkeit im rechten Winkel nach links in die kurze ebene Verbindungsstraße einbiegen; die Haltestelle befindet sich wenige Meter danach genau im Kreuzungsbereich mit der Hauptstraße. Dort könnte man auch ein kleines Schild sehen, das zu verstehen gibt, dass die Busfahrkarten in einem der gegenüberliegenden Geschäfte gekauft werden können, bei Zeitdruck können die Karten aber auch im Bus gekauft werden.
Die Fahrt mit dem Bus von Malga Ciapela (Name der Station: „Malga Ciapela bivio“) nach Alleghe (Name der Station: „Alleghe impianti“) dauert etwa 20 - 25 Minuten und endet schließlich ca. 150 Meter nach der Talstation der Gondel in Alleghe; dort steigt man auch in den Bus ein, wenn man im Uhrzeigersinn von Alleghe nach Malga Ciapela bzw. bis hinauf zur Talstation des Padon-Sesselliftes (Name der Station: „partenza seggiova Padon“) fahren möchte.
Auch die Busfahrzeiten zwischen dem Skigebiet Civetta (Pescul, Name der Station: „Pescul Impianti“)) und 5Torri-Giau (Fedare, Name der Station: „Fedare Impianti) müssen bei der Tourplanung berücksichtigt werden. Dienstag und Mittwoch sind die Intervalle der Abfahrtzeiten anders als an den übrigen Wochentagen und auch die Mittagspausen sind länger (Dienstag, Mittwoch: Pause von 12.15 Uhr bis 14.15 Uhr, an den übrigen Tagen von 13.15 Uhr bis 14.15 Uhr). Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten.
Die Gebirgsjägertour ist gespickt mit landschaftlichen Höhepunkten. Im Folgenden sollen nur ein paar Highlights der Route in Fahrtrichtung gegen den Uhrzeigersinn genannt werden.
Skigebiet Civetta: Die Auffahrt mit der Gondel von Alleghe verläuft direkt neben der berühmten Civetta-Nordwestwand; auch der Blick aus der Gondel über die Kirche von Alleghe zum Alleghe See ist stimmungsvoll. Bei der Querung vom Rifugio Col dei Baldi (1910m) bis zum Beginn der herrlichen Abfahrt nach Pescul beeindruckt die Marmolada im Westen und man kann sogar die erste und zweite Mittelstation der überaus kühn angelegten Marmolada-Seilbahn erkennen. Faszinierend! Im Osten dominiert die wuchtige Felsgestalt des Monte Pelmo, und wenn man weiter an Höhe gewinnt, gesellen sich auch Antelao (3263m) und die formschöne Bosconerogruppe (mit Gipfeln bis zu ca. 2400m) links bzw. rechts des Monte Pelmo dazu. Im Norden machen Nuvolau (2574m), Averau (2648m) und Lagazuoi (ca. 2800m) auf sich aufmerksam, und sogar die Sessellifte „Fedare“ und „Croda Negra“ und selbst die Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn, die nächsten Ziele auf der großen Tour, sind zwischen den Felsen zu erkennen! Fantastisch!
Skigebiet 5Torri-Giau/Col Gallina: Die Abfahrt vom Sessellift „Fedare“ zur Talstation des Sesselliftes „Croda Negra“ führt im untersten Abschnitt durch eine romantische Felslandschaft; die Auffahrt mit dem Sessellift „Croda Negra“ in die von Felsen gesäumte Forcella Negra (2420m) ist spektakulär; die romantische Panoramapiste von der Forcella Negra zum Col Gallina und weiter bis zum Falzarego Pass liefert Prachtblicke zur Tofana!
Skigebiet Falzarego Pass/Lagazuoi: Die Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn (imposante Luftseilbahn ohne Stützen) befindet sich knapp unter den Gipfel des Lagazuoi (2778m); wer nicht auf die Marmolada fährt erreicht hier den höchsten Punkt der Runde. Das Bergpanorama gehört zu den allerschönsten der gesamten Dolomiten! Hier beginnt auch die magisch schöne Armentarola-Piste, die im unteren Teil auf die Scotoni-Hütte trifft und im Bereich der Capanna Alpina beim Pferdegespann endet.
Skigebiet Pralongia/Alta Badia: Die gesamte Pralongia-Hochfläche liefert ein 360-Grad-Panorama der Extraklasse: Besonders eindrucksvoll zeigen sich der formschöne Heiligkreuzkofel (2907m) und die markante Conturines (3064m), die felsige Sellastock-Ostseite mit dem Vallonkessel, der Padonkamm (Gratzacken La Mesola, 2727m) und die Marmolada (3343m); auch Civetta und Monte Pelmo kommen ins Blickfeld!
Wer in Sankt Kassian oder La Villa startet, kann am Passo Campolungo (1875m) mit nur 3 Liften eine Runde über Corvara (1568m) und den aussichtsreichen Vallon (2550m) machen und gelangt vom Vallon über eine lange (teilweise schwarze) Abfahrt wieder zum Passo Campolungo. Bei der Fahrt mit dem „Arabba Fly“ sieht man über die Kirche von Arabba hinweg zum Col di Lana (2462m) und kann vielleicht sogar die Gipfel-Kapelle erkennen.
Skigebiet Arabba/Marmolada: Von der Porta Vescovo (2478m) hat man einen glanzvollen Blick auf Marmolada (3342m) und Gran Vernel (3210m), aber auch zum Biz Boe (3152m); vom Sesselift „Sass de la Vegla“ blickt man direkt über den Gipfel des Col di Lana zum Dreigestirn der Tofane. Bei der Abfahrt vom Padon Pass zum Fedaia Pass (und weiter nach Malga Ciapela) zieht die Marmolada die Blicke magisch an.
Es gibt auf beiden Routen viele Möglichkeiten, um eine entspannte Mittagspause mit italienischen Spezialitäten zu machen (Alternative: Jause selbst mitnehmen und bei Wartezeit (Bus, Seilbahn) essen und trinken).
Man sollte genug Bargeld mitnehmen, um im Notfall mit dem Taxi zur Unterkunft zurückfahren zu können; es kann in sehr seltenen Fällen vorkommen, dass die Straße auf den Passo Giau (Fedare) völlig unvorhergesehen für Busse gesperrt werden muss (Lawinengefahr, Unfall, etc.), der Busverkehr zwischen Pescul und Fedare dadurch ausfällt und man sich dann spontan Gedanken über die Rückreise zum Ausgangspunkt machen muss.
Wetter: Gute Lichtverhältnisse machen die Berge noch schöner!
Weitere Infos und Busfahrpläne: www.altabadia.org/de/winter/skigebiet/gebirgsjaeger-tour.html