Rodeln ist in Südtirol Volkssport - kein Wunder, dass es alleine im Eisacktal rund 40-50 Rodelbahnen gibt. Von Anfängerabfahrten, die nur wenige hundert Meter lang sind, bis zu Profipisten, die sehr steil oder sehr lang sind, hier findet jeder seine Bahn.
Wir sind im Eisacktal, wo wir uns drei Rodelbahnen anschauen. In Ratschings-Jaufen sind wir auf der 5 Kilometer langen Bahn unterwegs, auf der Plose in Brixen fahren wir auf dem RudiRun - sie ist mit 9 Kilometern die zweitlängste Rodelbahn im Eisacktal - und am Rosskopf in Sterzing dürfen wir sogar die längste beschneite und beleuchtete Rodelbahn Italiens testen, die Naturrodelbahn Rosskopf mit 9,6 Kilometern.
An jeder Bahn gibt es am Einstieg ein Schild mit Rodelregeln. Die sind überall etwas anders, aber es gibt einige allgemeingültige Regeln. Grundsätzlich kann jeder rodeln - es bedarf keines Trainings im Voraus - , aber Kinder unter 10 Jahren sollten in der Regel nicht alleine eine große, lange Rodelbahn befahren, erst wenn sie richtig lenken und bremsen können, was sie auf kleinen, leichten Bahnen üben können. Ein Rodel, den man auf Schnee und Eis ungebremst fahren lässt, erreicht schnell 50-60 km/h, deshalb ist es sehr wichtig, dass der Rodler seinen Schlitten unter Kontrolle hat.
Wie beim Skifahren, sollte man auch beim Rodeln immer einen Helm aufsetzen. Wer keinen eigenen Helm hat, kann diesen auch beim Rodelverleih ausleihen. Ebenso wichtig ist warme Kleidung, die auch wasserabweisend ist und so den Körper vor Schnee und Eis schützt. Die Schuhe sollten gute Sohlen haben und am besten bis über die Knöchel reichen. Handschuhe sind Pflicht, aber keine Wollhandschuhe, sondern Handschuhe aus dickem Stoff. Zusätzlich ist eine Skibrille nicht schlecht, denn sie schützt vor Schnee, Wind und Sonne.
Wenn man auf seine Freunde wartet oder eine Verschnaufpause braucht, darf man nie in einer Kurve oder hinter einer Kuppe stehen bleiben. Am besten steigt man immer vom Rodel ab und stellt sich rechts oder links neben die Bahn. Grundsätzlich sollte man nicht zu dicht hintereinander fahren und man muss immer darauf achten, die Kontrolle über den Rodel zu behalten. Wenn man zu zweit rodelt, ist es besser, wenn die leichtere Person hinten sitzt und sich an der schwereren festhält, nur kleine Kinder nimmt man nach vorne.
Die erste Bahn, die wir ausprobieren, ist der RudiRun auf der Plose. Da diese Strecke 9 km lang ist und wir ungeübte Rodler sind, lassen wir uns beim Skiverleih erklären, wie man bremst und lenkt. Bremsen ist im Grunde ganz einfach, man muss beide Füße mit der kompletten Sohle neben den Kufen auf dem Boden in den Schnee stemmen. Je mehr Druck man ausübt, um so mehr bremst man. Bei steilen Hängen kann man zusätzlich noch den Rodel vorne hochziehen, sodass sich auch die Kufen hinten in den Schnee drücken. Die Füße sollten immer fest angespannt sein, denn es sind immer wieder Unebenheiten und Löcher in der Bahn und so kann man schnell umkippen. Noch ein kleiner Tipp aus eigener Erfahrung: Je weiter vorne die Füße stehen, desto mehr Schnee wird losgetreten, der einem dann ins Gesicht fliegt.
Auch das Lenken ist überhaupt nicht schwer, wie wir schnell merken. Zu Anfang sitzt man gerade und aufrecht, den Blick nach vorne gerichtet. Je weiter man sich nach hinten lehnt, umso schneller kann man fahren. Mit einer Hand hält man den Rodel an der Seite fest, sodass er bei holprigen Bahnen nicht unter einem wegrutschen kann. In der anderen Hand hält man den Riemen des Schlittens. Die Beine lehnen ausgestreckt vorne an der Spitze der Kufen und werden nur zum Bremsen und Lenken nach unten genommen. Wenn man eine Kurve fahren möchte, muss man immer bereits VOR der Kurve bremsen, in der Kurve ist es oft zu spät. Wenn man eine Rechtskurve fahren möchte, drückt man das linke Bein an den Rodel, der Riemen wird nach rechts gezogen und der rechte Fuß wird in den Schnee gedrückt. Wer nicht den Fuß nutzen möchte, kann auch die rechte Hand hinten in den Schnee drücken. Bei einer Linkskurve macht man das Ganze dann umgekehrt.
Da der RudiRun, eine mittelschwere Bahn, unsere allererste richtige Rodelbahn ist, die wir bezwingen, sind wir am Anfang noch etwas vorsichtig. Wir machen uns mit der Bahn und dem Rodel vertraut und testen das Bremsen und Lenken. Schnell merken wir, dass es tatsächlich nicht so schwer ist und lassen den Rodel immer mehr laufen. Es macht wirklich richtig Spaß und ist nicht mit dem Schlittenfahren zu vergleichen, das wir aus unserer Kindheit in der “flachen” Heimat kennen. Die Rodelbahn ist sehr gut präpariert, da es aber schon später Nachmittag ist, kann man sehen, dass heute schon der ein oder andere Rodel hier entlang gejagt ist. Trotzdem lässt es sich noch super rodeln. Nach einer Weile kommen immer wieder kleine Hügel, die extra eingebaut wurden, damit man noch ein wenig mehr Action auf der Strecke hat. Viele Rodler kommen an uns vorbei und fliegen fast schon über die Buckelpiste. Nach 9 km Serpentine und 1.000 zurückgelegten Höhenmetern kommen wir unten an und sind voller Adrenalin und gut gelaunt.
Da wir nun etwas rodeln können, freuen wir uns natürlich, dass wir als nächstes die längste beschneite und beleuchtete Rodelbahn Italiens auf dem Rosskopf testen dürfen und das auch noch abends. Jeden Dienstag- und Freitagabend ist die Bahn bis 24 Uhr beleuchtet und die Bergbahn fährt von 19 - 22 Uhr alle Schlittenbegeisterten zur Bergstation. Die Rodelbahn ist 9,6 km lang und es macht uns richtig viel Spaß, die gut präparierte Bahn nach unten zu sausen. Hier gibt es fast keine Buckel, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut. Man kann hier recht gut an Geschwindigkeit gewinnen und es macht uns irre viel Spaß. Die Bahn ist sehr gut ausgeleuchtet und wir haben noch einige Mitrodler, die alle genauso viel Freude haben wie wir. Auch viele Familien mit Kindern sind hier am Berg noch unterwegs. Es ist für die Kleinen ein ganz besonderes Abenteuer in der Dunkelheit zu rodeln.
Zu guter Letzt schauen wir uns noch die Naturrodelbahn Ratschings an. Diese führt von der Bergstation bis zur Talstation in einer 5 km langen Serpentine und über ca. 500 Höhenmeter nach unten. Auch hier kann man,wie bei den beiden anderen, Rodel an der Talstation mieten und dann mit der Gondel bis zum Einstieg hochfahren. Wir haben Kaiserwetter, die Bahn ist bestens präpariert und wir können aufgrund unserer nun gesammelten Erfahrungen die Abfahrt richtig genießen. Lässig sausen wir die Route runter, stemmen uns in die Kurven und bremsen nur, wenn es wirklich nötig ist. Die Bahn ist angenehm zu befahren, keine Buckel und am Ende sogar etwas steiler, damit man noch einmal Speed machen kann. Eine wirklich schöne Rodelbahn und perfekt, um mit den Kindern die letzte Abfahrt ins Tal mit dem Rodel zu absolvieren.
Im Eisacktal gibt es zwischen vierzig und fünzig Rodelstrecken, von sehr kurz bis extrem lang, von ganz einfach und flach bis sehr schwer und ganz schön steil. Da das Schlittenfahren hier eine Art Volkssport ist, herrschen überall perfekte Rodel-Bedingungen, um mit seinem Schlitten Spaß zu haben. Wer keinen eigenen Rodel hat, kann sich an fast jeder Rodelbahn in einem der vielen Skiverleihe einen leihen. Auch Helme kann man sich leihen, denn ohne einen Helm sollte man auf keinen Fall rodeln oder Skifahren gehen. Das Eisacktal ist ein Eldorado für alle Schlittenfans und solche, die es noch werden wollen.