Etwa 15 km südlich des Brenners liegt die nördlichste Stadt Italiens, Sterzing - oder Vipiteno, wie sie von den Einheimischen genannt wird. Die ehemalige Fuggerstadt ist mit einer Höhe von 948 m ü. d. M. eine der höchstgelegenen Städte der Alpen. Außerdem ist Sterzing sehr geschichtsträchtig: Bereits um 1182 n. Chr. wurde die Gemeinde erstmals urkundlich erwähnt.
Sterzing ist eine wunderschöne Stadt, in der man prima einkaufen kann. Überall in den Laubengängen befinden sich kleine, liebevoll eingerichtete Boutiquen. Die Straße erstreckt sich durch die Neu- und Altstadt und wird durch den Zwölferturm getrennt. Den Häusern in der Altstadt sieht man teilweise ihre alte Bausubstanz an, stellenweise findet man hier Häuser aus dem 14. Jahrhundert. Die Neustadt ist, wie der Name schon sagt, etwas “neuer”: 1443 gab es einen großen Brand in dem Teil von Sterzing, der heute die Neustadt genannt wird.
Nach dem Brand wollten die Bürger ihren Wohlstand auch für andere sichtbar machen - deshalb entschied man sich, diesen Teil der Handelsstraße breiter, gerade und spektakulärer zu bauen, ganz im Stil der Patrizier. Aber nicht nur die Straße selbst wurde besser, sondern auch die Häuser wurden erneuert: Die Häuser wurden um Erker ergänzt und an die Erdgeschosse baute man Laubengänge, die die dort angebotenen Waren und die Menschen vor Regen schützen sollten. Auch heute prägt dieser Baustil noch das Bild der Neustadt. Wir laufen durch die Handelsstraße und schauen uns die schönen Häuser an. Was wir sehen, gefällt uns sehr.
Auch kulturell wird in Sterzing einiges geboten: Es gibt insgesamt sieben Kirchen, von denen man einige unbedingt besichtigen sollte, so zum Beispiel die Heilig-Geist-Kirche aus dem 14. Jahrhundert oder die Pfarrkirche “Unsere liebe Frau im Moos” aus dem 16. Jahrhundert. Wir schauen uns die Heilig-Geist-Kirche an, die von außen sehr unscheinbar wirkt. Nur ein kleiner Spitzturm deutet darauf hin, dass hier eine Kirche steht. Das Tor ist einflügelig und recht klein. Als wir dann aber die Kirche betreten, sind wir erstaunt: Überall an Wänden und Decken sind alte Fresken zu sehen, wunderschön und bunt. Das hätten wir nicht erwartet.
Danach führt uns der Weg weiter zum Zwölferturm, der inmitten der Fußgängerzone steht und zu bestimmten Zeiten auch besichtigt werden kann. Aber alleine die äußerliche Erscheinung des nun schon fast 550 Jahre alten Turms aus grauen Granitblöcken ist sehr beeindruckend.
Ein Gebäude, auf das die Sterzinger besonders stolz sind, ist das Rathaus, das im 15. Jahrhundert umgebaut wurde. Die alte Ratsstube aus dieser Zeit, die man kostenlos besichtigen kann, existiert immer noch im Originalzustand. Die Wände sind holzvertäfelt, an der Lampe hängt ein Lüsterweibchen, die Fenster sind in Blei eingefasst und beheizt wird der Saal mit einem alten Kachelofen. Vor der Ratsstube hängen überall Gemälde und alte Artefakte. Im Lichthof befindet sich eine Kopie des Mithrassteins, sowie ein aus 200 n. Chr. stammender Meilenstein der Römer. Wir schauen uns die Ratsstube an und fühlen uns gleich in eine andere Zeit versetzt.
Immer ab April kann man das H.Multscher- und das Stadtmuseum besichtigen, die beide im Deutschhaus untergebracht sind. Hier kann man sich Teile des von Bildhauer und Maler Hans Multscher gestalteten spätgotischen Flügelaltars anschauen, der früher in der Pfarrkirche “Unsere liebe Frau im Moos” stand. Weiter zu sehen sind Zunftzeichen und -truhen, Lehens- und Bestätigungsurkunden, Siegel und einiges mehr. Aber schon alleine die Räumlichkeiten selbst sind sehenswert, denn sie geben einen guten Einblick in das Leben der Brüder des Deutschritterordens.
Für alle, die gerne Burgen besichtigen, bietet Sterzing ein besonders gut erhaltenes Exemplar: Burg Reifenstein wurde um 1104 n. Chr. das erste Mal urkundlich erwähnt und zeigt noch heute sehr gute Einblicke in diese Zeit. Besonders erwähnenswert sind die sehr gut erhaltene Rauchküche, die Schlafstellen der Kriegsknechte und Dienerschaft und der Grüne Saal, der immer noch mit wunderschönen Fresken verziert ist. Da wir im Januar in Sterzing sind, können wir uns beides leider nicht anschauen, holen das aber sicher noch nach.
Wer gerne shoppt, ist in Sterzing genau richtig - treffen hier doch Südtiroler Traditionsprodukte auf italienische Designermode und das in über 70 Geschäften. In Sterzing kann man hübsche Trachtenmode kaufen und im nächsten Geschäft gibt es wunderschöne italienische Schuhe ;-). Ebenso gibt es Geschäfte, in denen man den berühmten Südtiroler Speck kaufen kann. Um neue Kraft zu tanken, gibt es viele stilvolle Gastronomien, in denen man sich mit Cappuccino, Espresso und leckeren Süßspeisen verwöhnen kann. Oder man gönnt sich ein gutes Glas Wein und dazu eine traditionelle Pizza, Pasta oder auch ein gutes Wildgericht.
Wir kehren im Gasthaus Lamm ein, trinken eine Cola und essen sehr schmackhafte Hirten-Maccaroni. Nach dieser Stärkung verführen uns wieder die Altstadtgassen von Sterzing zum Weitershoppen. Wir flanieren die Straßen hoch und runter und finden immer wieder neue Geschäfte und Boutiquen, die unsere Aufmerksamkeit wecken. In einem kleinen Obst- und Gemüsegeschäft kaufen wir uns italienische Gewürze, um etwas Italien und Südtirol mit nach Hause zu nehmen.
Für Kultur und Shoppingvergnügen ist in Sterzing also bestens gesorgt - wer nun aber gerne noch ein wenig über die Pisten wedeln möchte, ist hier auch richtig, denn immerhin sind wir in einer Alpinstadt. Mitten in Sterzing ragt der Rosskopf auf. Der Berg zählt zu den Stubaier Alpen und sein höchster Punkt liegt auf 2189 m. ü. d. M.. Die Einheimischen nennen ihn “Monte Cavallo”. Mitten in Sterzing ist die Talstation der Rosskopfbahn, die in den 1980er Jahren von LEITNER ropeways gebaut wurde. Mit ihr kommt man schnell hinauf ins Skigebiet. Dort kann man alles machen, was Spaß im Schnee macht: Skifahren, Rodeln, Schneeschuhwandern, in den gemütlichen Almen einkehren und das wunderschöne Panorama genießen. Bei uns ist es sehr nebelig und das Alpenpanorama bleibt uns leider verwehrt.
Im Skigebiet gibt es vier Lifte und neun Pisten, davon sind fünf Stück rot, vier blau und eine schwarz. Perfekt, um mit der ganzen Familie einen tollen Tag zu verbringen. Zusätzlich sind zehn Hütten und Almen verteilt, davon sind sechs auch im Winter offen. So kann man gemütlich einen warmen Kakao mit Sahne trinken oder etwas Leckeres essen. Dienstags und freitags hat man die Möglichkeit, bereits um 7:20 Uhr auf den Rosskopf zu fahren und das tolle Panorama in Ruhe zu genießen. Danach kann man einen der gut präparierten Wanderwege nutzen oder einfach mit den Schneeschuhen in die Winterlandschaft losstapfen.
Zum Abschluss eines tollen Schneetages kann man zurück ins Tal rodeln. Immerhin gibt es hier eine Rodelbahn mit knapp 10 km Länge. Dienstags und freitags wird die Bahn mit Flutlicht beleuchtet, so dass man sie bis 24:00 Uhr befahren kann. Auch wir sind abends nochmal hier am Rosskopf, um auf der längsten beschneiten und ausgeleuchteten Rodelbahn Italiens zu rodeln und es macht uns wahnsinnig viel Spaß. Über eine halbe Stunde lang sind wir unterwegs und fahren Rennen und überholen uns immer wieder. Die Schlitten haben wir uns vorher an der Talstation im Sport Rent Center geliehen. Dort hat man uns auch erklärt, wie man mit den Schlitten lenkt und bremst. Die Beine müssen immer angehoben werden - außer zum Bremsen, dafür muss man beide Füße flach mit den Fußsohlen in den Boden stemmen. Zum Lenken zieht man jeweils seitlich an der Schnur, ein ähnliches Prinzip wie beim Reiten. Die Rodelbahn ist wirklich klasse und wärmstens zu empfehlen.