Achtung, dies hier ist ein Langzeit-Wetterausblick auf den Winter 2023/24 aus dem Spätsommer/Herbst 2023.
Den wöchentlich aktualisierten Schnee- und Wetterbericht aus der Schneehoehen-Redaktion findet ihr ab Oktober wieder hier!
Einige Meteorologen, selbsternannte „Experten“ und datenbasierte Wettermodelle wagen schon im Spätsommer oder früh im Herbst einen Ausblick auf den Winter 2023/2024. Wird es viel schneien? Bleiben die Pisten in den Weihnachtsferien wieder mal grün oder können wir uns auf einen frühen Wintereinbruch freuen? Die Schneehoehen-Redaktion hat sich schlau gemacht und stellt euch hier einige langfristige Wettervorhersagen vor. Aber Achtung: Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr! 😉
Den Winter 2022/23 kann man rückblickend in fast allen Regionen des Alpenraums als mild und trocken bezeichnen. In Österreich brachten der November und Dezember in den meisten Teilen des Landes deutlich weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel. Lediglich in Oberöstereich, Niederösterreich und Kärnten gab es Regionen mit überdurchschnittlich viel Niederschlag. Es war ein zumeist milder Winterstart mit einer Kälteperiode Mitte Dezember und einem sehr milden Jahresausklang. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg fielen im Dezember laut GeosphereAustria 29% weniger Niederschlag als im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte. Am 1. Januar 2023 erreichten 22 Wetterstationen der GeoSphere-Austria neue Wärmerekorde für Januar. Am 18. Februar 2023 gab es in Innsbruck mit 21,7 Grad einen neuen Februarrekord für Tirol. In Bezug auf den Niederschlag war es im Westen Österreichs im Winter um 15 bis 60 Prozent trockener als in einem durchschnittlichen Winter. Im Süden sowie stellenweise im Osten brachte der Winter hingegen 15 bis 45 Prozent mehr Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt, im Gebiet der Koralpe und der Seetaler Alpen sogar um 45 bis 60 Prozent. Insgesamt brachte der Winter 2022/23 in Österreichs Lagen unter 1000 Meter Seehöhe aber ungefähr 15 bis 60 Prozent weniger Tage mit einer Schneedecke von mindestens 1 cm Höhe als in einem durchschnittlichen Winter. Die Neuschneesummen lagen im Winter 2022/23 in den meisten Regionen um ungefähr 15 bis 75 Prozent unter dem vieljährigen Durchschnitt.
In der Schweiz war die Lage in diesem Winter sogar noch dramatischer. Skirennen abgesagt, zu warm für Schneeerzeuger: Der Winter 2022/23 war deutlich wärmer und trockener als normal. Hohe Lagen (oberhalb von 2000 m) wurden Anfang November eingeschneit. Mittlere Lagen (zwischen 1000 und 2000 m) waren über den ganzen Winter gesehen nur zeitweise, tiefe Lagen (unterhalb von 1000 m) nur an einzelnen Tagen Mitte Dezember, Ende Januar und im März eingeschneit. Die mittleren Schneehöhen lagen über den ganzen Winter gesehen in der Schweiz deutlich unter dem Durchschnitt, so berichtet das SLF (WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung). Vor allem zwischen Mitte Februar und Mitte März waren die Schneehöhen im Schweizer Alpenraum so tief wie noch nie seit Messbeginn.
In Deutschland war der Winter 2022/23 mild und vor allem am Alpenrand sehr trocken. Nach dem kältesten Dezember seit 10 Jahren gab es zum Jahresbeginn 2023 eine sehr milde Witterungsphase, die sich mit kurzen Unterbrechungen bis in den Februar fortsetzte. Laut wetteronline lag der Winter anderthalb Grad über dem Klimamittel von 1992 bis 2022. In Bezug auf den Niederschlag gab es regional sehr große Unterschiede. Insbesondere in Teilen von Baden-Württemberg und Bayern fiel deutlich weniger Niederschlag (und somit auch Schnee) als im langjährigen Mittel.
Zum Glück, und das ist die gute Nachricht, durfte man sich im Alpenraum im April und bis in den Mai hinein über den ein oder anderen ergiebigen Schneefall freuen. Zu spät für die meisten Wintersportler, aber gut für die Gletscher, die schon 2022 stark geschröpft wurden und durch die unterdurchschnittlichen Schneehöhen auch 2023 deutliche Einbußen werden hinnehmen müssen.
Kai Zorn zählt zu den bekanntesten Gesichtern in der Meteorologie-Branche Deutschlands. Lange Zeit war er beim Online-Primus wetter.com aktiv, mittlerweile betreibt Zorn einen eigenen, sehr erfolgreichen YouTube-Channel mit über 130.000 Abonennten.
In zwei ersten Videos zur Langzeitentwicklung schaut Kai Zorn auf das NOAA-Modell CFS (die Grafiken verlinken wir euch weiter unten) und erklärt, wie sich in den Monaten Dezember, Januar und Februar die Abweichungen der Temperatur und des Niederschlags in Europa im Vergleich mit dem Mittel zwischen 1991-2020 verhält.
Gewohnt unterhaltsam präsentiert, aber auch von vielen Daten und Modellen hinterlegt: Zorn lebt das Wetter wie kein Zweiter. Das Anschauen der Videos lohnt sich – vor allem für Wetter-Nerds.
Auf den folgenden Grafiken erkennt man gut, dass das NOAA-Modell CFS in ihren Berechnungen von Mitte Juli einen relativ kühlen Winterstart im November und Dezember 2023 vorhersagte. Aber: Nur zwei Monate später sieht das ganze schon wieder komplett anders aus. Während NOAA im Juli noch davon ausging, dass die Temperaturen in den ersten Wintermonaten im Alpenraum in etwa im langjährigen Durchschnitt lägen, zeichnen die Bilder von Mitte September ein ganz anderes Bild mit deutlich zu warmen Temperaturen, die etwa 1-2 Grad über dem Mittelwert der letzten drei Jahrzehnte liegen. Was sagt uns das? Langzeitberechnungen sind einfach extrem ungenau.
Hier seht ihr die stets aktuellen Berechnungen - und wie man größtenteils erkennt, dreht das CFS-Modell regelmäßig hin und wieder her und man kann insgesamt wenig Verlässliches daraus entnehmen:
CFS Modell 2m-Temperatur Europa: https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/CFSv2/htmls/euT2me3Mon.html
CFS Modell Niederschlagsmengen Europa: https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/CFSv2/htmls/euPrece3Mon.html
Der Wetterkanal wetter.net zählt zu den bekanntesten Deutschlands. Dominik Jung und sein Team ist nicht nur auf der Website und seinem Youtube-Kanal sehr präsent, sondern auch in großen Online-Ausgaben von Tageszeitungen. Aufgrund der exzessiven Clickbait-Überschriften und -Vorschaubilder ist wetter.net nicht ganz unumstritten, aber nun ja.
In einem aktuellen Video aus dem September 2023 wirft Kathy Schrey einen Blick auf das NOAA-Modell und das Modelle ECMWF, die beide einen milden Winter 2023/24 vorhersagen.
Am 23. September veröffentlichte Dominik Jung noch ein weiteres Video mit einem ausführlichen Wetterausblick für den Winter 2023/24. "Besonders Dezember und Januar könnten sehr mild ausfallen", so Jung. Aber seht selbst:
Der Deutsche Wetterdienst hat seine saisonale Jahreszeitenvorhersage angepasst und bildet seine Ensemblemittelvorhersage für die kommenden Monate nun etwas weniger präzise ab als noch zuvor. In den Bildern erkennt man allerdings, dass für den Süden Deutschlands die Temperaturen in den ersten Wintermonaten (Zeitpunkt der Berechnung: Anfang Juli 2023) rund 0,2-0,5 Grad über dem langjährigen Mittel liegen sollen. Im Bereich der Niederschläge dürfte der Winterstart demnach leicht über dem mittleren Niveau der Jahre 1991-2020 liegen.
In einem ausführlichen Artikel haben die Wetterexperten von www.wetterprognose-wettervorhersage.de einen Blick auf das Winterwetter 2023/24 geworfen. Sie schauen auf das Langfristmodell der NASA, das CFSv2 Modell, das europäische Langzeitmodell, die Statistiken der vergangenen Jahre, aber auch Faktoren wie die Sonnenaktivität oder die QBO (Quasi zweijährige Schwingung). Eine interessante Auflistung verschiedener Datenquellen, ein Blick hinein lohnt sich.
Grundsätzliches Fazit: Statistisch gesehen und aufgrund der allgemeinen Klimaerwärmung ist ein deutlich zu warmer Winter 2023/24 sehr wahrscheinlich. Allerdings: Klima ist nicht gleich Wetter und so ist es durchaus möglich, dass es trotz langfristiger Klimaerwärmung auch mal wieder einen Winter mit unterdurchschnittlichen Temperaturen geben kann. Den kompletten Artikel findet ihr hier.
Sepp Haslinger, ehemaliger Hüttenwirt aus Benediktbeuern und seit vielen Jahren vielgefragter Wetterprophet, hat auch in diesem Jahr wieder an Mariä Himmelfahrt seine Königskerze befragt. Diese soll nämlich, je nach Blütenstand, die Schneemenge im Winter vorhersagen können. Die schlechte Nachricht: In diesem Jahr trug die Königskerze zum Stichtag nur wenige Blüten, was laut Haslinger ganz klar bedeutet: „Es wird ein schneearmer Winter. Keine Blüten heißt kein Schnee“, so der 81-Jährige gegenüber dem Merkur. In den vergangenen beiden Wintern hatte Haslinger übrigens auch einen mageren Winter prophezeit, womit er durchaus richtig lag. Wollen wir hoffen, dass er in diesem Jahr falsch liegt!
Im 17. Jahrhundert entwickelte Abt Mauritius Knauer einen Kalender zur Wetterbestimmung, den Hundertjährigen Kalender. Knauer ging davon aus, dass das Wetter vor allem von Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus und Merkur beeinflusst werde. Aktuell befinden wir uns in einem Marsjahr, das vom 22. März 2023 bis 21. März 2024 geht. Laut Kalender wird der kommende Winter folgendermaßen: Der November beginnt mit kaltem Wetter, am Nachmittag ist es gewöhnlich schön warm. Es folgen trübe, regnerische und neblige Tage, in der zweiten Novemberhälfte herrscht morgens Frost, aber am Nachmittag ist es oft sonnig. Vom 01.-10. Dezember Frost, trübes Wetter mit Regen, Kälte und Eis. Zwischen 11. und 18.12. soll Schneefall einsetzen, es folgt bis zum Jahresende "kaltes und ungemütliches Wetter". Der Januar ist zu Beginn laut Kalender ein sehr kalter Monat, welcher im letzten Drittel besonders trübes Wetter aufweist. Der Der Februar besteht, bis auf drei schöne Tage um den 10. herum, hauptsächlich aus Regen, Schnee und Kälte.Der März zeigt sich erst gegen Ende hin sonniger und wärmer. Besonders die ersten 20 Tage sind sehr rau.
Aha, danke für die präzise Vorhersage, lieber Kalender. ;)
Aus meteorologischer Sicht ist der Hundertjährige Kalender natürlich absoluter Humbug, das sei hier nochmal klargestellt. Wer sich dennoch dafür interessiert: www.100-jaehriger-kalender.com
Natürlich hat auch die Redaktion von Schneehoehen eine fundierte Meinung zum Wetter im kommenden Winter. Und die lautet: Wie das Winterwetter 2023/2024 wird, kann man nicht vorhersagen. Es ist schlicht unmöglich, passgenaue Vorhersagen für Deutschland oder gar den gesamten Alpenraum zu treffen. So kann es zum Beispiel in den französischen Alpen ein Jahrhundertwinter geben, in den bayerischen Alpen aber gleichzeitig trocken und mild sein. Ob der Winter 2023/2024 viele Südweststaulagen bringt oder das Wetter oft aus nördlicher Richtung kommt wie im Januar 2019, als in Teilen Bayerns und Tirols 3-5 Meter Neuschnee gemessen wurden, das ist schlichtweg nicht vorherzusagen.
Grundsätzlich kann man hoffen, dass Frau Holle es gut mit uns meint und den Freeridern und Tiefschneefreunden etwas mehr Powder schenkt als in den vergangenen beiden Wintern, die von Schneearmut geprägt waren. Wir drücken auf jeden alle Daumen!
In diesem Sinne, einen schönen Herbst und nicht vergessen:
Pray for snow!