"Wo die Südtiroler Dolomiten am schönsten sind", so heißt es auf der Homepage der Seiser Alm. Davon wollten wir uns aus der Schneehoehen-Redaktion doch mal persönlich überzeugen und traten den Weg über den Brenner an, um uns an zwei Tagen das Skigebiet aus der Nähe anzusehen. Auf Ski und Board erkundeten wir die wunderschöne Hochebene der Seiser Alm zwischen Langkofel, Plattkofel und Schlern. Und stellten uns die Frage: Ist das Skigebiet das schönste in Südtirol?
Schon die Anreise zur Seiser Alm ist spektakulär: Wer nämlich wie wir das Glück hat, in einem der Hotels auf rund 1.800 Meter Höhe zu wohnen, der muss sein Auto erstmal über zahlreiche Serpentinen auf diese Höhe schrauben. Immer wieder kreuzt man dabei die Trasse der Gondelbahn Seis-Seiser Alm. Die Kabinenbahn transportiert am Morgen die Gäste, die in den anderen Orten der Region ihren Urlaub verbringen, in rund 15 Minuten mitten ins Skigebiet.
Wer nicht im malerischen Kastelruth, in Seis am Schlern, Völs am Schlern oder in Tiers am Rosengarten wohnt, sondern direkt auf der Seiser Alm nächtigt, der sollte allerdings vorsorgen: Für die Auffahrt ist es empfehlenswert, für alle Fälle die Schneeketten in den Kofferraum zu legen.
Oben auf der Hochebene angekommen, kann das Auto dann über die gesamten Urlaubstage getrost stehen bleiben, denn alle Hotels liegen direkt an der Piste. Übrigens: Die Seiser Alm ist nicht nur mit 56 Quadratkilometern die größte Hochalm Europas, sondern auch ein Landschaftsschutzgebiet. Autofahrten sind nur mit einer Sondergenehmigung zulässig, zwischen 9-17 Uhr ist die Zufahrt zum Beispiel nur am Anreisetag erlaubt.
Unser Hotel Seelaus liegt direkt unterhalb von Compatsch am Laurin-Sessellift am Rand des Skigebietes. Mit viel Liebe führt die Familie Gobbo hier ein tolles Haus mit modern renovierten Zimmern, entspannendem Wellnessbereich und einem sensationell guten Restaurant. Am Morgen wandert der Blick vom Balkon der modern renovierten Zimmer direkt auf den Schlern, der die Seiser Alm im Südwesten überragt – was für ein Spektakel für die Augen. In der Ferne leuchten die Ötztaler und Stubaier Alpen in der Sonne – wir können es kaum erwarten, den Skitag zu starten.
Und so stehen wir pünktlich um 8:30 Uhr vor dem Hotel, schnallen Ski und Board an, nehmen das kurze Förderband und lassen uns ein paar Meter hinauf zur Talstation des Laurin-Sessellifts fahren. Dieser ist übrigens nach der Sage um König Laurin und seinen Rosengarten benannt, der wohl bekanntesten Geschichte Südtirols. Im Gegensatz zu Laurin, der den Rosengarten mit einem Fluch belegte, haben wir allerdings keinen Stress hier oben. Lästige Fahrten im überfüllten Skibus, "Gerödel" am Auto und unbequemes Anziehen der Skischuhe? Fehlanzeige. Ein Hotel direkt an der Piste zu bewohnen ist sehr entspannt – das merkt man erst, wenn man es selbst einmal ausprobiert hat. Ein Luxus, den man sich auf jeden Fall mal leisten sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Und so starten wir entspannt und gut gelaunt. Zunächst nehmen wir die Pisten unter dem Laurin- und dem Spitzbühl-Lift in Augenschein. Die blaue "Autobahn" am Laurin eignet sich perfekt zum Einfahren oder zum Üben für Anfänger. Den Snowpark mit seinen zum Teil mächtigen Kickern der Pro-Line muss man ja nicht unbedingt in näheren Augenschein nehmen, wenn man das nicht möchte. Mit 1,5 Kilometer Länge und rund 40 Obstacles zählt der Snowpark, in dem regelmäßig internationale Wettkämpfe ausgetragen werden, zu den besten Italiens. Spektakulär sind nicht nur die verschiedenen Lines für jede Könnensstufe, sondern auch die Kulisse: Im Hintergrund grüßt die Freestyler der Schlern, der Symbolberg von Südtirol!
Während es am Laurin sehr flach ist, kann man am Spitzbühl-Lift am äußeren Rand der Seiser Alm etwas anspruchsvoller unterwegs sein. Mehrere Geländekuppen, eine rote und eine blaue Piste, abwechslungsreich geht es hier zu. Das gilt auch für die kommenden Abfahrten, bei denen wir uns an den Nord-Nordwesthängen der Seiser Alm an den Liften Panorama, Goldknopf und Florian in Richtung Langkofel und Plattkofel bewegen.
Oben am Goldknopf werfen wir uns auf die "Speedtrap", eine steile Strecke, bei der man in der Senke seine Höchstgeschwindigkeit messen kann. Die 100 km/h-Marke wird erfolgreich geknackt, danach unternehmen wir noch einige Abfahrten (Nr. 20, 34, 30) an den modernen Sesselliften Goldknopf und Florian, bevor wir uns auf die Mittagspause zubewegen. Spätestens jetzt sind wir uns einig: Die Seiser Alm ist ein wunderschöner Fleck Erde. Das Skigebiet überzeugt mit breiten "Autobahnen", nicht sonderlich anspruchsvoll, es ist ein flowiges und entspanntes Skifahren und Snowboarden in grandioser Umgebung. Die Pisten sind trotz eher geringer Schneelage 1a präpariert und was besonders auffällt: Wer möchte, kann hier den ganzen Tag unterwegs sein, ohne auch nur einmal sein Wintersportgerät abschnallen zu müssen. Es gibt auf der Seiser Alm nämlich ausschließlich (!) Sessellifte und ein paar wenige Schlepplifte, nur wer nach Gröden hinunterfährt, kommt auf dem Weg zurück in den "Genuss" einer Gondelfahrt.
Die steht für uns allerdings erst am kommenden Tag auf dem Programm, zunächst suchen und finden wir die perfekte Hütte für unseren Einkehrschwung. Ganz hinten, am Fuße von Lang- und Plattkofel, liegt an der Piste Nr. 30 in Saltria die Berghütte Saltner Schwaige - eine der zahlreichen tollen Hütten auf der Seiser Alm. Knödelgerichte, Apfelstrudel, Käse aus der hauseigenen Käserei, Kaiserschmarrn - die Küche ist sensationell gut, das Team nett, der Kaffee wie überall in Südtirol exzellent. Und so dauert unsere Pause auch länger als üblich und wir genießen die Sonnenstrahlen der Januar-Sonne, die heute so stark ist, dass man es sehr gut auf der sonnenüberfluteten Terrasse aushalten kann.
Der Rest unseres Skitags ist daher kurz, auch wenn auf der Seiser Alm die Lifte schon im Januar zum Teil bis 17 Uhr laufen. Ein paar Abfahrten gönnen wir uns noch, rund um den Compatsch, am Bamby-Lift mit seinem Rennkurs, in dem man sich um die Bestzeit battlen und sein Race-Video später auf skiline.cc ansehen kann, am Paradiso-Lift und am Euro-Lift, an dem viele Skischulen mit ihren Schülerinnen und Schülern die ersten Schwünge üben. Nach einem finalen Espresso beenden wir einen der schönsten Skitage des Jahres mit der Abfahrt Nr. 75, die quasi direkt bis in den Skikeller des Hotel Seelaus führt.
Zweiter und letzter Tag auf der Seiser Alm: Die Sonne ist weg, Nebel und Wolken hüllen die Seiser Alm ein, der Schlern ist am Morgen nicht auszumachen. Egal, wir wissen ja jetzt, wo es langgeht. Und siehe da, im Paradiso-Lift werden die Wolken dünner und oben an der Bergstation am Goldknopf blendet uns strahlender Sonnenschein. In der Ferne blinzelt der Langkofel durch die Wolkendecke, was für ein spektakuläres Bild. Damit haben wir nicht gerechnet und es wird noch besser: Auch wenn heute Bewölkung dominiert, schafft es die Sonne, die hier oben übrigens im Schnitt an 300 Tagen im Jahr scheint, immer mal wieder, sich gegen die Wolkensuppe durchzusetzen.
Heute wollen wir die Südhänge am Puflatsch und am Mezdì-Lift unter die Lupe nehmen, fahren mit dem Monte Piz Lift, genießen die Ruhe und Entspannung im 2er-Sessel "Zur Sonne" und entscheiden uns an dessen Bergstation, einen Abstecher ins Grödnertal zu unternehmen. Die Seiser Alm (23 Anlagen, 72,8 Pistenkilometer) hat nämlich einen gemeinsamen Skipass mit Gröden und bildet zusammen mit dem deutlich anspruchsvolleren Skigebiet das größte Skigebiet der Dolomiten. Insgesamt können 181 Pistenkilometer befahren werden, oberhalb von St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein gibt es noch unzählige tolle Pisten zu entdecken. Für uns bleibt es (dieses Mal) aber bei der Talabfahrt nach St. Ulrich, die sich in zahlreichen Serpentinen abwärts schlängelt und direkt am Grödner Bach endet, der mehr ein Fluss ist und die natürliche Grenze zwischen den Gemeinden St. Ulrich und der Gemeinde Kastelruth bildet. Hier unten fühlt man sich wie in einer anderen Welt: Oben auf der Seiser Alm dominiert die Ruhe und das Naturerlebnis, hier unten bekommt man mit dem Blick auf das alles überragende Cavallino Bianco Grand Hotel und die vielen Traditionshotels im Ort den Eindruck, sich inmitten einer Großstadt zu befinden – wenn auch in einer sehr schönen und paradiesischen Lage.
Nach kurzer Rast und Begutachtung der Fußgängerzone von St. Ulrich, die die Pfarrkirche zum Hl. Ulrich mit der Antoniuskirche verbindet und als die "schönste Einkaufsstraße in den Dolomiten" gilt, geht es für uns aber schnell wieder hinauf auf die Seiser Alm. Die Gondelfahrt offenbart die riesigen Ausmaße und Schönheit des Grödnertals, bevor man sich an der Bergstation wieder nach Süden wendet und in den riesigen "Kessel" der Seiser Alm blickt. "Was ist das hier bitte für ein wunderschönes Stück Erde?", möchte man fragen. Und sich am besten gleich dazu noch kneifen.
Der Magen gibt uns eine Antwort auf die nicht gestellte Frage und ruft nach einer Essenspause. Die Qual der Wahl ist groß, allerdings auch der Ansturm in den Hütten. Das Wetter ist nicht gut genug für die zahlreichen Sonnenterrassen, alles drängt sich in die Restaurants. Und da man in fast allen Restaurants am Berg entweder reservieren oder sich am Eingang in eine Warteschlange einreihen muss, müssen wir wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Unsere Wahl fällt auf das Restaurant Panorama direkt an der Bergstation des gleichnamigen Lifts.
Leider ist unser Timing schlecht und wir stehen geschlagene 30 Minuten hungrig, durstig und durchgefroren an, bevor wir endlich an einem Ecktisch landen und uns in der warmen Stube ausruhen können. Zum Glück lohnt sich das Warten, das Essen ist sehr gut, vom Wiener Schnitzel über den hausgemachten Burger bis zu zahlreichen Kuchen gibt die Karte jede Menge Leckereien her. Am Ende ist unser Eindruck, dass wir zwar nicht unbedingt die beste Einkehrmöglichkeit auf der Seiser Alm ausgewählt haben, aber wir sind alles andere als enttäuscht, insbesondere von der Qualität der Speisen.
Als wir wieder draußen stehen, hat es sich zugezogen. Schlern, Langkofel und Co. verstecken sich in dichten Wolken, eisig weht uns der Wind um die Nase. Ein paar Abfahrten noch, doch die Motivation ist nicht mehr groß, das Wetter wird immer schlechter. Und so lassen wir bei den finalen Fahrten in Hotelnähe am Laurin- und Spitzbühl-Lift unsere zwei Tage auf der Seiser Alm Revue passieren. Wir sind uns einig: Alles in allem hätte es kaum schöner sein können und die Seiser Alm zählt ab heute definitiv zu unseren Top3-Skigebieten der Alpen!
Fazit: Die Seiser Alm ist landschaftlich definitiv eines der schönsten Skigebiete der Alpen und bietet vor allem auch mit der Verbindung nach Gröden für jeden Winterurlauber das passende Angebot! Wer auf hochalpines Gelände und Steilhänge verzichten kann, für den dürfte die Seiser Alm ein perfektes Urlaubsziel sein.
Vor Ort hatten wir die Chance, ein Interview mit dem Geschäftsführer der Seiser Alm Marketing GmbH zu führen. Martin Rabensteiner erzählt euch einiges über die Seiser Alm, was den Skiurlaub hier auszeichnet und was die einzelnen Ortschaften der Region für euch bereit halten.