Vor uns liegt ein abwechslungsreicher und spannender Tag auf der Plose. Die Plose, das ist der Brixner Hausberg, ein Gebirgsstock in den Lüsner Bergen in Südtirol.
Wir machen uns auf den Weg zur Talstation in St. Andrä. Dort befindet sich der Rent and Go-Verleih von Erwin Stricker, wo wir uns ein paar Schneeschuhe leihen. Mit der Plosebahn geht es dann mit 5 m/s hoch auf die Bergstation auf 2.050 m. Dort treffen wir Herbert Hinteregger, unseren Schneeschuh-Guide, mit dem wir von der Bergstation Kreuztal bis zur Rossalm wandern werden. Herbert ist schon seit zehn Jahren Wanderführer, drei davon auf der Plose, wo er zweimal die Woche auf ausgewählten Routen die faszinierende Bergwelt präsentiert.
Motiviert, wie wir sind, wollen wir natürlich sofort los stapfen. Da wir aber absolute Anfänger im Schneeschuhwandergeschäft sind, scheitern wir schon am richtigen Anziehen der Schneeschuhe. Herbert zeigt und erklärt uns geduldig, wie das geht und hilft uns ganz gentlemanlike sogar in die Treter rein. Wir sind sehr erleichtert, dass wir uns für eine geführte Schneeschuhwanderung entschieden haben, sonst wären wir schon vor dem Start gescheitert.
Ausgestattet mit passendem Schuhwerk und unseren liebsten Leki-Tourenstöcken stapfen wir dann endlich durch das große O des Plose-Schriftzugs und wandern ein Stück die Piste entlang in Richtung WoodyWalk. WoodyWalk, das ist der erste Teil des Dolomiten Panoramawegs, der eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler bietet.
Herbert zeigt uns den Brixner Talkessel, die Sarntaler Alpen, die Dolomitengruppe mit Peitlerkofel sowie Aferer und Villnösser Geisler und das Eisacktal. Die Aussicht ist so faszinierend, dass allein schon das Panorama ein Erlebnis für sich ist.
Kinder finden den wahren Spaß allerdings entlang des kurzen, unterhaltsamen, spannenden und lehrreichen Wanderweges. Auch wenn jetzt im Winter viele der Spiel- und Raststationen eingeschneit sind, entdecken wir das Waldtelefon, den Ploseblitz, den Nicht-den-Boden-berühren-Weg oder auch das Wikingerschiff.
Ziemlich schnell wird uns recht warm. Auch wenn es ein kalter Wintertag ist und wir von Unmengen Schnee umgeben sind, hat die Kälte keine Chance. Dafür sorgt auch nicht zuletzt Herbert, der uns das Vergnügen des Tiefschneewanderns nicht vorenthalten will. Also runter von den gewalzten Wanderwegen, querfeldein, steil hoch und wieder runter durch die unberührte Schneelandschaft. Lachen und Schnaufen wechseln sich minütlich ab. Auch wenn die Tour für uns Flachländer hier auf über 2.000 m in der ungewohnten Höhenluft sehr anstrengend ist, amüsieren wir uns köstlich darüber, wie einer nach dem anderen plötzlich knie- oder sogar oberschenkeltief im Schnee versinkt, zur Seite purzelt, nach vorne kullert und schließlich seine liebe Mühe hat, wieder auf die Beine zu kommen. Ohne Tourenstöcke wären wir aufgeschmissen und sicher noch viel öfter im Schnee gelandet. Uns ist jetzt schon klar, dass es, dank Herbert, auf unserer 7,5 km-Wanderung keinesfalls langweilig werden wird.
Von der Anstrengung werden wir hungrig und deswegen geht es jetzt Richtung Rossalm. Unterwegs kommen wir an der alten Rosshütte vorbei. Hier stehen nur noch die Mauern. Herbert erzählt uns, dass sie Hirten und ihren Tieren als Stallung diente, bevor sie abgebrannt ist. Ein Stückchen weiter oben entdecken wir schon unser Ziel, die Rossalm, und mobilisieren nochmal all unsere Kräfte, um das letzte steile Stück Piste zu bewältigen.
Endlich angekommen treffen wir auch schon auf Peter Hinteregger, den Pächter. Wir werden herzlich willkommen geheißen und fühlen uns direkt wohl. Beim Anblick der köstlichen Speisen, die an uns vorbei getragen werden, läuft uns auch sofort das Wasser im Mund zusammen. Peter empfiehlt die Kalbsnuss. Die probieren wir natürlich und entscheiden uns zusätzlich für Rippchen. Während wir genüsslich speisen, lauschen wir den Geschichten, die Peter uns über die Rossalm erzählt, z.B. dass der Name Rossalm entstand, weil die Aferer Bauern ihre Pferde immer hier hochbrachten, da sie sich hier wohl am besten erholten.
Heute bietet die Rossalm auch Erholung für Urlauber. Wer sich einen richtigen schönen Hüttenurlaub gönnen will, ist hier genau richtig. Sechs Gästezimmer stehen zur Verfügung und wer morgens zeitig aufsteht, ist der Erste auf der Piste. Müssten wir nicht weiter, könnten wir uns direkt vorstellen, einzuchecken. Die Lage, das Essen, die Ausstattung und Peter, samt seines sympathischen und fleißigen Teams, laden einfach ein, hier oben zu verweilen.
Da wir aber noch ein paar Kilometer vor uns haben, verabschieden wir uns mit dem festen Vorhaben, bald wieder vorbeizuschauen und schnallen unsere Schneeschuhe an.
Auf dem Rückweg zur Bergstation kommen wir an der Pfannspitzbahn vorbei. Die Bahn wurde erst 2016 von LEITNER ropeways gebaut und wir halten kurz, um ein paar Bilder zu machen und uns die moderne Technik anzuschauen. Dann geht es aber endgültig zurück, schließlich wollen wir noch den legendären RudiRun runterrodeln.
Herbert gestaltet uns den restlichen Weg sehr kurzweilig. Wir erfahren viel über die Plose und ihre Tierwelt und Geschichten aus der Umgebung. Zurück an der Bergstation sind wir fest entschlossen, dass diese Tour bei Gelegenheit wiederholt werden muss. Wir brauchen vielleicht noch ein wenig Übung, damit wir beim nächsten Mal nicht ganz so viel schnaufen, aber wir verabschieden uns mit dem Vorsatz, nicht das letzte Mal mit Herbert gewandert zu sein. Am Infobüro tauschen wir die Schneeschuhe gegen zwei Rodel ein und ziehen diese voller Vorfreude Richtung Rodelbahn.
RudiRun, das sind 9 km Rodelspaß von der Bergstation zur Talstation. Serpentinenartig geht es unterhalb der Plosebahn durch den Wald über einige Buckel recht rasant bergab.
Auf die Rodel, fertig, los. So zumindest machen es uns einige Rodler vor und ein wenig vorsichtiger, aber genau so erfreut, machen wir es ihnen nach. Die ersten paar Meter sind wir, zugegeben, noch etwas langsam unterwegs, aber sehr schnell haben wir den Dreh raus und mit angehobenen Füßen nehmen wir die Kurven, fliegen über die Buckel und sausen dem Tal entgegen.
Würden wir nicht immer wieder anhalten, um Bilder zu machen und uns an unserer Umgebung zu erfreuen, wären wir mit Sicherheit schneller gewesen, so kommen wir nach einer dreiviertel Stunde erschöpft und müde, aber sehr glücklich im Tal an. Und wieder stellen wir fest: Es besteht absoluter Wiederholungsbedarf. Wir geben die Schlitten bei Erwins Strickers Rent and Go ab und planen gedanklich schon unseren nächsten Besuch auf der Plose.